Neue Presse Coburg, 3.9. 2019

Das Bläseroktett der Staatskapelle Berlin gastierte am 1. September 2019 zur Eröffung der Konzertreihe und als musikalische Grundsteinlegung für die Orangerie des Schlosses Hafenpreppach.

Das schrieb die Presse zum ersten Konzert:

Neue Presse Coburg, 3.9. 2019

Gleich beim ersten “Event” der erst im Juli 2019 gegründeten HIMS-Akademie setzte Henrik Stein, seit drei Jahren Eigentümer des Schlosses Hafenpreppach, in seinem Schlosshof ein Ausrufezeichen: Hat er doch Musiker der Staatskapelle Berlin eingeladen, seine neue Konzertreihe zu eröffnen. Und was könnte für eine Open-Air-Veranstaltung besser geeignet sein als ein Bläserensemble?!

So gab sich das Bläseroktett des renommierten Berliner Klangkörpers – der in diesem Jahr auf eine ähnliche lange Tradition zurückblicken kann wie das Schloss Hafenpreppach – die Ehre und stellte sich im Schlosshof vor. Die acht Solisten: Fabian Schäfer und Charlotte Schleiss, Oboe, Tibor Remann und Amelie Bertlwieser, Klarinette, Holger Straube und die kurzfristig eingesprungene Jamie Louise White am Fagott sowie Lászlo Gál und Sebastian Posch, Horn, nutzten zu Beginn die Chance, ihre Instrumente in Zweiergruppen vorzustellen. Dazu nahmen sie das Publikum quasi an die Hand, um es in den Garten (Klarinetten), an eine Treppe (Oboen), an den Eingang der noch zu renovierenden Orangerie (Fagotte) und zurück zum Haus (Hörner) zu führen, wo kleine Duos von De Vienne, Wilhelm Friedemann Bach und Zeitgenossen erklangen, bevor sich alle auf der Bühne vor dem Haupteingang zum Ensemble zusammenfanden.

Ein Andante-Rondino aus einem Jugendwerk von Ludwig van Beethoven stimmte das Publikum nach dem kleinen Rundgang bestens ein. Hauptwerke waren zwei Mozart-Serenaden, zunächst Nr. 11 KV 375, als “Gassenmusik” komponiert, mit dem klaren Hintergedanken, dort in den Gassen potente Leute
aufmerksam zu machen auf den gerade nach Wien gekommenen 25-jährigen Mozart. Doch mit “Straßenmusik” wie sie einem heute allenthalben in Fußgängerzonen begegnet, hat dieses Oktett so rein gar nichts gemein, da es auf höchstem künstlerischem Niveau einzuordnen ist. In der Interpretation der Berliner schwingt das Stück vom ersten Ton, lässt zwei unterschiedliche Menuette mit Trios hören, dazu ein zauberhaftes Andante, dem auch im Wind rauschende Bäume, Kirchenglocken oder zwischenzeitliches Hundegebell aus dem Dorf nichts anhaben können. Das abschließende, herzlich auflachende “Gassenhauser”-Allegro schickte die Zuhörer mit einem Lächeln in die Pause.

Die große Glocke an der Eingangstür lud nach kleinen Erfrischungen zum zweiten – ebenfalls Mozart gewidmeten – Teil. Nun erklang am Spätnachmittag “Nacht-Musique” Nr. 12, ein reifes Werk aus dem Jahr 1782, das im anfänglichen Allegro durch deutlich herausgearbeitete Dissonanzen bestach. Dassubtil schmachtende Andante verwendete Mozart quasi als “Eigenzitat” später in seiner Oper “Così fan tutte”. Im Menuett werden Oboen und Fagotte solistisch hervorgehoben, bevor das Stück in einem Variationensatz endet, in dem noch einmal alle ihre wirkungsvollen Soli haben.

Zahlreiches, begeistertes Publikum im Schlosshof dankte den Spielern mit ausdauerndem Beifall, durchmischt mit Bravorufen und bekam dafür eine hinreißend prickelnde Version von Don Giovannis “Champagnerarie” mit auf den Heimweg.

Dieses erste Konzert dürfte den Grundstein für die Zukunft gelegt haben: Unter dem Motto “Begegnen – Erleben – Erfahren” hat die Akademie nämlich vielfältige künstlerische Veranstaltungen in Planung, im kommenden Jahr soll die Orangerie zum Konzertsaal ausgebaut werden.